Netze
Demographischer Wandel, veränderte politische und gesetzliche Rahmenbedingungen und der damit verbundene Wandel der Energieerzeugungs- und Verbrauchsstrukturen sind Themen, die das Geschäft der Netzbetreiber derzeit maßgeblich beeinflussen. Insbesondere in den regulierten (Strom, Gas), aber auch in den nichtregulierten Netzbereichen (Wasser/Abwasser, Nah-/Fernwärme) müssen sich die Betreiber infolgedessen zukünftig einer verstärkt wettbewerbsorientierten Ausrichtung unterziehen.
Im Strom- und Gasnetzbereich steigt seit Inkrafttreten des neuen Energiewirtschaftsgesetzes im Juli 2005 die Einflussnahme von Außen auf das Netzgeschäft (Interessen der Shareholder, EU-politischer Einfluss, Regulierung): Aus der Umsetzung der Unbundlingbestimmungen resultieren hohe Folgekosten, die neben der Regulierung der Netznutzungsentgelte einen erheblichen Kostendruck auf das klassische Geschäft mit Netzkapazitäten erzeugen. Massive Entgeltkürzungen von bis zu 20 Prozent im Strombereich und bis zu 30 Prozent im Gasbereich sorgen für Unsicherheit bei den Netzbetreibern, die sich unter anderem in der Ankündigung der Verschiebung geplanter Investitionen in nichtregulierten Bereichen zeigt. Neben den Entgeltgenehmigungen und deren Folgen bestimmen die Diskussion um die Ausgestaltung einer Anreizregulierung, die voraussichtlich 2009 die Kostenregulierung ablösen soll, sowie die Umsetzung des Netzzugangsmodells im Gasnetz maßgeblich das Umfeld der Netzbetreiber. Während es bei der Entgeltregulierung und der daran anschließenden Anreizregulierung letztlich um die Erhöhung der Effizienz der Netzbetreiber geht, soll das auf Grundlage der neuen Netzzugangsverordnung entstandene Gasmarktmodell Transparenz, einen vereinfachten Netzzugang sowie eine Erleichterung des Lieferantenwechsels auch für den Haushaltskunden ermöglichen.
Die Strom- und Gasnetzbetreiber sind durch diese Entwicklungen zu operationellen und strategischen Veränderungen gezwungen - Synergiehebung, Benchmarking und Effizienzsteigerung sind dementsprechend Schlagworte, die die Branche derzeit beherrschen. Dabei werden verschiedene Strategien verfolgt: Neben Kooperationen im Netzbereich werden vor allem bislang intern erbrachte Netzdienstleistungen, wie zum Beispiel Instandhaltung oder Betriebsführung von Versorgungsnetzen, zunehmend auch für Dritte angeboten. Die Nähe zum Netzkunden sowie das über Jahre erworbene Know-how beim Betrieb von Netzen bietet insbesondere für größere Netzbetreiber mit ausreichend personellen Ressourcen gute Chancen, in den Markt einzutreten beziehungsweise diesen Bereich auszubauen. Begünstigt durch die Möglichkeit des Objektnetzbetriebs ergibt sich parallel ein Wettbewerb um Netzkunden, der auf Dienstleistungs- und Durchleitungsebene geführt wird und den Aufbau eines "aktiven" Netzvertriebs in den Vordergrund der strategischen Überlegungen rückt.
Trotz des derzeitigen und zukünftig mit der Anreizregulierung wahrscheinlich noch steigenden Kostendrucks im Netz stehen die Stromnetzbetreiber vor umfangreichen notwendigen Investitionen in die Netzinfrastruktur. Um vor dem Hintergrund steigender Einspeisungen von dezentralen Erzeugungsanlagen (insbesondere Windenergie on-/offshore) weiterhin eine zuverlässige Stromübertragung zu gewährleisten, sind bundesweit Investitionen in den Auf- und Ausbau der Übertragungsnetze geplant.
Insgesamt ergibt sich für die Strom- und Gasnetzbetreiber ein Spannungsfeld zwischen Wettbewerb- und Regulierungsanforderungen sowie Versorgungssicherheit, das sie dazu zwingt, ihr Kerngeschäft umzustrukturieren und Investitions- und Vertriebsstrategien, Erlöskalkulation sowie die Kostensteuerung im Netzbereich zu überprüfen.
Die nicht von der Regulierung betroffenen Netzbereiche Wasser/Abwasser sowie Nah- und Fernwärme sind in der Zukunft vor allem von politischen Rahmenbedingungen und Förderungen abhängig. Der Fernwärmenetzbereich z.B. könnte aufgrund seines CO2-Einsparpotenzials zukünftig für die Erreichung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung eine wesentliche Rolle spielen. Dies trifft auch auf die Vielzahl an Nahwärmenetzen in der Industrie sowie in Wohn- oder Gewerbegebieten zu, die durch dezentrale Energieerzeugungsanlagen (z.B. BHKWs) gespeist werden.
In der Wasserver- und -entsorgung ist der Trend zur weiteren Liberalisierung und Privatisierung nicht aufzuhalten. Dies begünstigt auch die zunehmende Auslagerung von Netzdienstleistungen (z.B. technische Betriebsführung, Instandhaltung) an externe Dritte.
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Vehicle-to-Grid 2030: Zwischen energiepolitischen Zielen und technischer Machbarkeit: Integration von Elektromobilen in die Netzinfrastruktur |
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Energieautomatisierung in der Industrie: Technologien, Märkte, Potenziale |
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Objektnetze 2005-2015: Der Markt für Areal-, Werks- und Industrienetze |
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Netzleitsysteme |